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Extremwetterauswirkungen auf den Apfelbau

Extremwetterereignisse verursachen an landwirtschaftlichen Kulturen jedes Jahr Schäden in Milliardenhöhe. Auch an der Niederelbe sind jährlich wiederkehrend Extremwetterereignisse zu verzeichnen, die zum Teil massive Schäden an den empfindlichen Obstkulturen anrichten. Insbesondere Hagelereignisse sind bei den Obsterzeugern gefürchtet. Hierdurch kann innerhalb kürzester Zeit ein Großteil der Ernte der Tafelware so stark geschädigt werden, dass es nur noch als Mostobst verwendet werden kann. Dies geschah z.B. in den besonders schweren Hageljahren 1993 und 2016. Aber auch Schäden durch Sonnenbrand und Spätfrost treten immer wieder auf und können einen hohen finanziellen Schaden verursachen.

Hagel

Ein einzelner Hagelschauer von wenigen Sekunden ist der Albtraum jedes Obstbauern - er kann die gesamten Früchte so stark beschädigen, dass sie nur noch zu einem deutlich geringeren Preis verkauft werden können. Der Klimawandel scheint einen Einfluss auf die Häufigkeit des Auftretens von Hagelunwettern zu haben. Den Eindruck vieler Obstbauern, dass die Zahl der Hagelgewitter in den vergangenen zehn Jahren zugenommen hat, konnte auch wissenschaftlich belegt werden (Mohr, S. 2013). Sie gehen davon aus, dass das Potential für Hagelereignisse zukünftig leicht zunehmen wird.Ein direkter Schutz vor Hagel ist durch Hagelschutznetze, die über die Kulturen gespannt werden, möglich. Jedoch ist die Investitionssumme sehr hoch. Bei Betrieben, die aufgrund von Direktvermarktung die Warenbelieferung gewährleisten müssen oder hochpreisige Sorten anbauen, macht ein Hagelschutznetz viel Sinn. Im Prinzip gibt es drei verschiedene Hagelnetztypen: schwarze, graue und weiße Hagelschutznetze. Neben einer möglichst langen Haltbarkeit sollten Hagelschutznetze auch eine möglichst hohe Lichtdurchlässigkeit aufweisen, um den Ertrag und die Qualität der Früchte nicht negativ zu beeinflussen. Schwarze Netze weisen dabei die höchste Lebensdauer auf und Weiße die geringste Lebensdauer. Nach mehrjährigen Versuchsergebnissen ist bei Verwendung eines weißen Netzes unter norddeutschen Bedingungen mit modernen Pflanzsystemen kein Verlust von Ertrag und Qualität zu erwarten. Eine andere Möglichkeit die Hagelschäden indirekt zu minimieren, ist eine Hagelversicherung. Dabei werden die Flächen versichert und bei Hagelschaden die Ernteausfälle ausgeglichen. Zurzeit sind ca. 35 bis 40 % der Kernobstfläche in Norddeutschland gegen Hagel versichert.

Hagelnetz

Abb. 1: Weißes Hagelschutznetz über einer Apfelkultur (Foto: Wiebusch (OVR))

Sonnenbrand

Sonnenbrand ist ein weiteres Extremwetterereignis das regelmäßig zu Ertragsausfällen im Obstbau führt und so einen finanziellen Schaden für die Obstbaubetriebe verursacht. Es werden drei verschiedene Arten von Sonnenbrand unterschieden: die Sonnenbrand-Nekrose, die Sonnenbrand-Verbräunung und die Photooxidation. Die größten Einflussfaktoren sind neben der Temperatur die Sonnenstrahlung, insbesondere die energiereiche UV-B-Strahlung. Beeinflusst wird der Sonnenbrand durch weitere Faktoren wie Wind, Wetterwechsel, Sommerschnitt oder den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Auch der Gesundheitszustand der Bäume (Trockenstress, Ernährungszustand, Wurzelschnitt) hat einen Einfluss auf die Empfindlichkeit gegenüber Sonnenbrand.
Um zu untersuchen, unter welchen Voraussetzungen Sonnenbrand entsteht bzw. wie man die Früchte vor Sonnenbrand schützen kann, wurden am ESTEBURG-Obstbauzentrum im Sommer 2018 mehrere Versuche durchgeführt. In diesen Versuchen sollte einerseits untersucht werden, welche Einflussfaktoren zu Sonnenbrand führen. Andererseits wurden Maßnahmen geprüft, die die Entstehung von Sonnenbrand verhindern oder reduzieren können. Zum Beispiel kann eine Kaolin-Spritzung (weißes Tonmineral) auf die Früchte durchgeführt werden. Der Schutzfilm auf der Fruchthaut reflektiert die Sonnenstrahlen und vermindert so die Schäden durch Sonnenbrand. Weiter kann eine klimatisierende Beregnung eingesetzt werden. Durch die Verdunstungskälte des gesprühten Wassers sinkt die Temperatur in den Apfelanlagen und die Früchte werden gekühlt. Bei der klimatisierenden Beregnung ist der große Wasserbedarf nachteilig und v.a. darf das Wasser nicht zu hohe Salzgehalte aufweisen, da dies zu Salzschäden an den Bäumen führen kann. Des Weiteren beeinflusst der Sommerschnitt die Anfälligkeit der Früchte gegenüber Sonnenbrand. Wenn die Früchte durch einen Sommerschnitt plötzlich den Sonnenstrahlen intensiv ausgesetzt sind, steigt die Gefahr des Sonnenbrandes erheblich. Auch der Einsatz von Pflanzenschutzmaßnahmen kann die Früchte anfälliger für Sonnenbrand machen, vor allem dann, wenn Schwefelpräparate vor einer heißen Wetterlage ausgebracht werden. Dagegen wirkt sich Wind positiv auf die Sonnenbrandanfälligkeit aus, schon kleine Brisen führen zu einer messbaren Abkühlung der Früchte.

Sonnenbrand

Abb. 2: Bei Temperaturen über 52 °C auf der Fruchtoberfläche können Sonnenbrand-Nekrosen entstehen. (Foto: Wiebusch (OVR))

Spätfrost

Ein weiteres Extremwetterereignis im Obstbau stellt der Spätfrost dar. Zwischen Ende März und Mitte Mai sind die Pflanzen und vor allem deren Blüten und Früchte anfällig gegenüber Kälte. So können Spätfroste hohe Ernteausfälle bedeuten, wenn Blüten bzw. junge Früchte kaputt frieren, wie z.B. im Frühjahr 2017 geschehen. Spätfroste können besonders bei wolkenlosem, klaren Himmel, Windstille und geringer Luftfeuchtigkeit auftreten. Besonders gefährdet sind Tallagen, Mulden und Senken, in denen sich die Kaltluft sammelt. Um die Pflanzen vor dem Spätfrost zu schützen, ist eine Frostschutzberegnung am effektivsten. Bei niedrigen Temperaturen unter dem Gefrierpunkt werden dann die Pflanzen in kurzen Abständen mit Wasser besprüht, welches anschließend an den Pflanzen gefriert. Beim Gefrieren des Wassers wird Wärme frei und an die Pflanzenorgane abgegeben, sodass die Blüten bzw. Früchte höhere Temperaturen als die Außenluft aufweisen und so vor dem Frost geschützt sind.

Forstschutzberegnung

Abb. 3: Die Frostschutzberegnung schützt die empfindlichen Blüten und Früchte bei Spätfrösten im Frühjahr. (Foto: Wiebusch (OVR)).

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